Wieder Junggeselle auf Zeit II – Ein Schwein erklärt den Alienparasiten

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Noch immer werden Vorschläge entgegengenommen, was auf diesem Bild zu sehen ist. Wer teilnimmt, hat die Chance, dass es im dritten Teil zur Auflösung des Rätsels kommt. Ja, ich weiß. Das ist verwirrend. 


Die Frau, die in unserer Wohnung lebt, weilt erneut im Krankenhaus. Ich weile tagsüber auch dort und spende Trost und Zuversicht. Eigentlich sage ich immer dasselbe und gehe mir selbst mit Durchhalteparolen wie „Das wird schon wieder“ auf den Keks. Immerhin hat sie mich noch nicht rausgeschmissen, was mich in meinem Handeln bestärkt. Weil ich ja irgendwann mal nach Hause fahren muss, um die in der Wohnung verbliebenen Tiere zu versorgen, kehre ich gegen 22.30 Uhr in heimische Gefilde zurück. Und werde dort zu meiner großen Überraschung von unserer sich einwandfrei artikulierenden Katze und lautem Gerumpel aus dem Wohnzimmer erwartet…

Ich betrete unsere Wohnung und stolpere fast über die Katze, die ihrer Empörung Luft verschafft und mich zur Rede stellt:

“Wo bist du so lange gewesen, Frollein?!”

Jetzt geht das schon wieder los. Wann immer die Tiere das Wort ergriffen haben, wurde es kurios bis absurd oder nachdenklich. Mal schauen, wohin das heute führt.

„Du weißt schon, dass die Anrede Frollein in Bezug auf mich etwas unpassend ist, oder?“

Warum stelle ich der Katze eine Frage? Natürlich weiß sie das nicht. Bei welcher Gelegenheit sollte sie diese Erfahrung gemacht haben?

„Nö. Ist mir auch egal. Du kommst spät nach Hause. Seit über einer Stunde laufe ich ziellos durch die Wohnung brülle nach Katzenfutter.“

Dass das Viech nicht mit Nudelholz hinter der Tür stand ist alles was noch fehlt, um die Situation klischeehaft wirken lassen zu lassen.
Ich bin etwas beunruhigt, dass die Katze spricht. Sie kann unter normalen Umständen schon nervtötend genug sein, was sie uns regelmäßig demonstriert, sobald sie das Gefühl hat, dass wir ihr das wohlverdiente Futter geben müssten. Allerdings geschieht das normalerweise mit dem immerselben Wort. Weil Katzen das nunmal auch nicht anders können. Ein Phantasiewort aus zwei bis maximal drei Vokalen. Vor einigen Jahren noch konnte man das arme Tier durch ständiges Vorsagen dazu bewegen, dass sie alle Jubeljahre mal „aua“ sagt. Wie die Gestörten saßen wir minutenlang auf dem Küchenboden und redeten auf die Katze ein:

Katze: „Auuuuuu!“

Wir: „Sag mal ‚aua‘.“

Katze: „AAAAUUUUUU!“

Wir: „Nee. ‚Aaauuuuaaa‘.“

Katze: „Mmmmmbaaaauuuuu!“

Vermutlich aus Rache setzt sie sich deshalb morgens auf die Bettkante und ächzt mir aus fünf Zentimetern Distanz ins Gesicht.

Anders die Schweine und Kaninchen. Die Schweine können laut sein, sind aber vom Wesen her recht phlegmatisch (außer man nähert sich ihnen), weshalb wir ihnen Drogenkonsum unterstellen. Könnte man den Karnickeln auch, weil die gelegentlich völlig am Rad drehen. Euer Ehren, das weibliche Kaninchen, leidet unter einem lebenslangen Schnupfen, was sich in teils minutenlangen Niesattacken äußert. Bemitleidenswert, ja. Und nicht minder nervtötend. Dazu kommt, dass sie zwar relativ leichfüßig durch den Stall manövrieren kann, das aber völlig für die Tonne ist, wenn er, Der dicke Bumskopf bzw. Cookie (so nannte ihn seine Vorbesitzerin), gerade in Paarungslaune ist und sie mit dem Charme und Feingefühl eines Zuchtbullen auf Speed durch den Stall schiebt.

Nachdem ich der Katze ihr Futter gegeben habe, schaue ich Richtung Wohnzimmer, von woher die seit Weihnachten bekannten, nashornartigen Geräusche kommen. Anders als zur Weihnachtszeit befürchte ich keine Einbrecher. Das Geräusch ist mir nun bekannt, aber das bedeutet auch, dass die anderen Tiere Redebedarf haben. Worüber auch immer. Vermutlich gibt es wieder Stress, weil einer ins Häuschen will, jemand anderes mal in die obere Etage oder…

„Ah, da ist er ja!“, begrüßt mich der Nasenmann aufgeregt. „Hier, der Volltrottel. Der kommt da nicht mehr raus.“

Der Volltrottel. Damit ist wohl der Hasenmann gemeint. Er sitzt im Innern des Häuschens, schiebt es durch den Stall und versucht es immer wieder mit dem Kopf hochzudrücken. Es bleibt beim Versuch, weshalb ich ihm helfe. Völlig aufgeregt rennt er eine große Runde durch den Stall wieder zurück zum Häuschen.

„Hast du das gesehen?!“, brüllt er mich an. „Ich hab’s geschafft!“

„Eigentlich habe ich dich befreit.“

„Nein.“

„Was?“

„Nein. Wenn überhaupt durch meine Vorarbeit.“

Die neue Schweinefrau schaltet sich ein.

„Lass es besser. Der ist leicht größenwahnsinnig. Ist mir ziemlich schnell aufgefallen.“

(Wir haben für die neue Schweinefrau etwa eine Woche lang nach neuen Namen gesucht und auch außerhalb dieser Wohnung Meinungen eingeholt. Aus dem familiären Umfeld kamen Vorschläge wie Rostratte, Edelleder oder Fleischflöte. Am Ende haben wir uns für Rocketman entschieden. Sie trägt den Namen mit Stolz. Er entspricht ihrem Wesen.)

Größenwahn ist ein gutes Stichwort, auch wenn das Folgende nicht zwangsläufig als größenwahnsinnig zu bezeichnen ist. Das Klischee der Ärzte, die die Diagnostik sofort einstellen, wenn eine Untersuchung nichts Handfestes zutage gefördert hat, wurde bestätigt. Die Frau, die in unserer Wohnung lebt, würde, wenn es nach der Nase eines gewissen Chefarztes gehen würde, schon wieder zuhause sitzen. Mit der Gewissheit, dass sie mit Beschwerden stationär aufgenommen und ohne Diagnose dafür aber mit anhaltenden Beschwerden entlassen wurde.

„Wurde ein Alienparasit ausgeschlossen?“, fragt die Häsin.

„Kann man nicht ausschließen. Danach suchen die doch nicht.“, wirft der Nasenmann ein.

Das wäre auch mir neu. Aber sowas muss man doch erkennen können. Eine unschöne Vorstellung. Der Nasenmann klärt mich ungefragt über die Problematik in der Feststellung eines solchen ungebetenen Gastes auf.

„Das Problem ist, dass es keinerlei Berichte über einen solchen Befall gibt. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass solche Dinge glimpflich ausgehen und gar nicht bemerkt werden.“, fährt er fort.

„Nun sind die Schmerzen aber echt.“, halte ich dagegen. „Da muss doch was zu finden sein. Und die Argumentation mit dem Parasiten ist unvollständig. Dass man nichts davon liest, kann auch einfach heißen, dass es die eingenisteten Aliens nicht gibt.“

„Schonmal davon gehört, dass jemandem bloß aus Verdacht der Blinddarm entfernt wurde? Millionen Menschen wurde im Laufe ihres Lebens der Blinddarm entfernt, weil sich die Ärzte nicht sicher waren, woher die Schmerzen kommen. An etwa der Stelle sitzen auch die Alienparasiten. Aber die sind im Blutbild nicht nachweisbar. Wie auch? Man kann ja nur nach etwas suchen, das man zweifelsfrei als Indiz deuten kann. Stattdessen wurde immer das rausgenommen, was verdauungstechnisch entbehrlich ist. Der Alienparasit bliebt unentdeckt. Chefärzte glauben nicht an Alienparasiten.“

„Das ist doch verrückt.“, winke ich ab. „Im Krankenhaus haben wir auch spaßeshalber auf die verrücktesten Sachen getippt. Aber das ist alles arg unrealistisch.“

„Aber genau das ist doch die Einstellung, die du an diesem Chefarzt bemängelst: Etwas soll nicht existieren, nur weil es nicht erkennbar ist. Gerade in diesem Moment sprechen mal wieder deine Haustiere mit dir, um irgendein philosophisches Thema zu beackern. Das sollte dir vielleicht zu denken geben, ob wirklich nur das Denkbare möglich ist. Umgekehrt sind es manchmal auch ganz simple Lösungswege, die zum Ziel führen können.“ 

Ich mag es nicht, wenn mir ein Tier, dessen Gehirn etwa fünf Gramm wiegt, den Horizont zu öffnen versucht. Und jetzt will die Hasenfrau auch etwas sagen:

„Noch was zum Nachdenken: Die Ecke neben der Wohnungstür. Da ist eine Stelle seit Kurzem immer warm.“

„Ja, das hatte ich auch bemerkt. Ich dachte, das hätte daran gelegen, dass die Katze dort vorher gesessen hat.“

„Nein. Andersrum. Die Katze hat dort gesessen, weil die eine Stelle warm ist. Und wir reden wieder mit dir. Zufall?“

Das Ganze wird mir langsam unheimlich.

Etwas beunruhigt durch die Äußerungen der Tiere und die Tatsache, dass sie sich überhaupt wieder äußern, lasse ich mich aufs Sofa fallen. Könnte Salat kalt werden, dann wäre er jetzt kalt. Kann er aber nicht, weil er schon kalt ist. Ich stelle also meinen Salat auf den Wohnzimmertisch, öffne den Plastikdeckel und sehe einen Putenbruststreifen hinauspurzeln. Buffets sind für mich ein großes Problem, weil ich dann oft der Maßlosigkeit verfalle. Unverzüglich kommt die Katze angaloppiert und inhaliert das Stück Fleisch. Ich schaue nach rechts und sehe alle vier Tiere mit großen Augen ihre Gesichter gegen das Stallfenster pressen. Immerhin sind die jetzt nicht mehr so in Philosophierlaune. Gefällt mir besser.

„Tut mir leid, aber das ist Menschensalat. Morgen kaufe ich euch noch welchen.“

„Nene!“, entgegnet Euer Ehren. „Wir sind nur ein wenig irritiert.“

„Was?! Wieso?“

„Weißt du“, piepst der Nasenmann, „irgendwie haben wir uns gerade gefragt…“

„…warum du dir Salat geholt hast.“, beendet Rocketman den Satz.

„Du isst sonst nie Salat.“, empört sich der Hasenmann. „Warum hast du einen Salat?“

Die Frage ist berechtigt und dürfte auch einige Leser verunsichern. Warum habe ich einen Salat? Bis jetzt wurde er nicht erwähnt. Und wo kommt er verdammt noch mal her? Da muss doch noch mehr passiert sein, bevor ich nach Hause gekommen bin…


 

Hier geht’s zum ersten Teil!Hier geht’s zum vielleicht letzten Teil!


Warum unsere Haustiere diese unsäglichen Namen tragen und wir ein neues Meerschweinchen besitzen, erfahrt ihr an dieser Stelle.

11 Kommentare

  1. Was die Couch betrifft… Brandfleck wurde schon gesagt, oder ?! Man liebe K. die ja auch meine Kommentare immer via smartphone mitliest ( ich deine übringens nicht !!! , aber nur, weil mein smartdings das nicht schafft.. weil alt .., aber wer weiss.. evtl. …in diesem Jahr noch) weisst du was das für n Fleck ist ? Der Herr hier weigert sich strikt an meine Theorie der Zecke im Winterschlaf…Popel wird er uns doch nicht zumuten , oder ?
    Popel auf Couch ismiregal 🙂
    KATZENFLOH ! na klar… den haben die da hindrapiert und lachen sich unter vorgehaltener Pfote scheckig..

    Krankenhäuser sind irgendwie unheimlich.. zumindest für die, die die die codes nicht dechiffrieren können.. also für alle ausser dem Personal… ich drücke euch beiden die Daumen, dass etwas herausgefunden wird, dass sich auf irgendeine Art behandeln lässt.

    Ich bin ja echt gespannt auf die Auflösung des Rätsels..

    S.

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  2. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich hierbei um einen Eisbären handelt. Das Einhorn als mögliche Lösung kann ich allerdings nicht ausschießen.

    Mal Spaß beiseite. Jene Jungs suchen ihren Fiesch:

    Meinst du, es könnte vielleicht dieser sein?

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  3. Ok, ich sehe. Mein erster Gedanke ist schon genannt worden: es ist ein Insekt auf einer Krankenhauswand über der Lichtleiste bzw. der Stromleiste, in welcher die Versorgungsleitungen verlaufen, an die Krankenhausbetten angeschlossen werden. Bei Nacht. Im Dunkeln.

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  4. Also ich rede ja auch mit allen möglichen Tieren. Aber bis auf die Katze sind die meisten doch recht Wortkarg. Und Milli the cat spricht grundsätzlich nicht deutsch mit mir. Ich habe sie ja im Verdacht, dass sie mi dem Mitbewohner kurdisch spricht, so dass sie in meiner Gegenwart über mich lästern können

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