Wieder Junggeselle auf Zeit IV – Was unterm Strich steht

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Manchmal wünscht man sich einen Abschluss. Das geht Menschen generell so in ganz verschiedenen Kontexten. Manche Menschen stehen bei Aldi an der Kasse in der Schlange und wünschen sich, dass man endlich an der Reihe wäre. Andere Menschen wünschen sich hingegen viel mehr, dass sie endlich an der Reihe wären, während sie bei Edeka an der Kassenschlange stehen. Menschen sind so unterschiedlich, wie die Situationen, in denen sie sich Abschlüsse wünschen. Die einen bei Aldi, die anderen bei Edeka und vielleicht gibt es sogar Menschen, die sich bei Ikea einen Abschluss wünschen. Und das ist ja nun etwas gänzlich anderes, weil Ikea ein Möbelhaus ist. Die Möglichkeiten sind schier unendlich vielfältig. Fußballer wünschen sich ebenfalls Abschlüsse: Vertragsabschlüsse oder Abschlüsse im Spiel. Das hat vor vielen Jahren bei mir für Verwirrung gesorgt, als der Kommentator einen Torschuss mit den Worten „Guter Abschluss“ quittierte. Danach ging das Spiel für mich überraschend weiter. Da erschloss sich mir, dass ein Abschluss nicht nur im Großen erfolgen muss. Nicht das Spiel war abgeschlossen, lediglich der Angriff.

Nachdem gestern Teil III ins Rennen geschickt wurde, machte ich mich auf zur Arbeit. Zwölf Stunden einfach nur sein. Nur rumstehen. Für den guten Zweck und eventuelle Fragen bezüglich dieses oder jenes Produkts schlicht und ergreifend am Stand des hiesigen Zoos (der sich gütigerweise jeden Samstag in einem Duisburger Einkaufszentrum präsentieren darf) rum-existieren, aufdass die Zeit schnell vorübergehe. Und zwischen kurzen Gesprächen darüber, ob El-Roi (unser Tigerkater; der war im Urlaub) schon wieder da wäre, wieviel denn eine Jahreskarte kostet und warum der Zoo so hässlich ist (ist er nicht! Die 80er Jahre sind lange vorbei!) , immer mal wieder die Statistiken gecheckt. Teil III lief schleppend. Teil II war schon eher stotternd angelaufen, womit ein an anderer Stelle von jemand anderem als mir geäußerter Verdacht bestätigt wurde, dass mehrteilige Geschichten super starten, aber die Folgeteile ordentlich abstürzen.

Und so stehe ich mit einem Arbeitskollegen im Forum in Duisburg, lasse mir von jemandem unsere Koalas erklären und schreibe in ruhigen Momenten kurz mit der Frau, die in unserer Wohnung lebt. Auch ihr ist nicht entgangen, dass der dritte Teil nicht ganz mithalten kann.

„Artikel gelesen. Bschreibung von der Situation mit der Studentin ist genial. 😀 Aber der Artikel läuft nicht so richtig gut, ne?“

„Ja. Keine Ahnung. Vielleicht zu lang.“

„Vielleicht muss noch ein vierter Teil kommen, damit die Leute nen Abschluss kriegen.“

Ich weiß nicht, ob ich es schon mal irgendwo erwähnt habe, aber die Frau, die in unserer Wohnung lebt, gibt beizeiten äußerst kluge Dinge von sich. Ich meine in einem Artikel schonmal eine Situation verwurstet zu haben, in der sie eine relativ einleuchtende Erklärung dafür hatte, weshalb fiktionale Artikel oftmals weniger Resonanz erzeugen als faktuale. Außerdem hat sie oftmals den etwas klareren Blick für Dinge, weil ich nunmal ein äußerst verschwurbelt denkender Mensch bin. Ich suche Dinge oft dort, wo ich mir vorstellen könnte, dass sie dort liegen könnten. Ich stelle mir den Ort vor und kann mir gut vorstellen, dass der Hammer auf dem Klapptisch in der Küche neben dem Obst liegt. Dort liegt er nicht und die Frau, die in unserer Wohnung lebt, findet den Hammer mit einem Handgriff beim restlichen Werkzeug. Ich hätte als nächstes auf dem Katzenklo nachgeschaut. Wo auch sonst?

Dass der Artikel nicht so gut läuft, könnte auch einfach an der Jahreszeit liegen. Eigentlich sehe ich Karneval nicht als Jahreszeit, was nichts daran ändert, dass viele Menschen dieser Tage einfach zu breit sind, um sich durch 1.800 Worte zu pflügen. Da verspringt man einfach zu oft in der Zeile, bevor man sich genüsslich über das eigene Smartphone übergibt. Dazu passt, dass der Artikel nicht nur wenig kommentiert und geliked wurde, sondern ebenfalls nur sehr spärlich aufgerufen. Generell hielt sich der Traffic gestern in Grenzen.

Trotzdem Grund genug, einen Abschluss zu wagen, auch wenn es kein befriedigender werden wird. Ob das alles wirklich so passiert ist oder ob es sich bei dieser Geschichte um einen am Ende fünfteiligen Auswuchs meiner kranken Phantasie handelt, werden wir nie erfahren. Also ich schon. Ich denke mir das Ganze hier ja aus. Oder vielleicht auch nicht? Euch sei aber als Trost garantiert, dass das Beitragsbild noch aufgelöst wird. Wo wir gerade davon sprechen: Was zur Hölle kann man auf diesem Bild erkennen?!


Die Frau, die in unserer Wohnung lebt, ist wieder zuhause. Nach einer Odysee durch gefühlt sämtliche Abteilungen des Krankenhauses wurde ein guter allgemeiner Gesamtzustand attestiert und die Entlassung veranlasst. Nun kann man denken, dass es ja prinzipiell eine tolle Sache ist, ohne Befund entlassen zu werden, wenn das Ganze nicht eventuell so verlaufen wäre:

Wir schreiben den vorletzten Montag. Seit längerem hat die Frau, die in unserer Wohnung lebt, Probleme mit der Nase (tatsächliche Probleme sind der Redaktion bekannt). Dazu gesellen sich seit Jahren Stimmen aus dem Brustkorb, denen bei einem Untersuchungstermin beim Lungen-Voxologen auf den Grund gegangen werden soll. Eben an jenem Montag. Und so wird die Untersuchung durchgeführt und der Arzt hat schon recht früh einen naheliegenden Verdacht.

„Ja…hm…mhm…wissen Sie, das kommt mir fast so vor, als hätten Sie Stimmen im Brustkorb. Das werden wir im kommenden März mal genauer untersuchen. Das ist ja nichts Akutes, also müssen wir da nicht so zeitnah etwas machen. Sie haben das ja schon seit Jahren, nicht wahr? Das könnten chronische Brustreden sein. Da schaden die anderthalb Monate nicht.“

„Alles klar. Allerdings habe ich unabhängig von den Stimmen im Brustkorb noch Schmerzen am Nasenrücken.“

„Das ist eher ungewöhnlich. Legen Sie sich mal kurz hin.“

Nach kurzer Untersuchung kommt der Arzt zu dem Schluss, dass die Nase eventuell eine Biene beherbergt, die zwischendurch sticht, allerdings nicht wegfliegen kann, weil sie eingeklemmt ist. So genau könne er da nichts erkennen.

„Das wäre eine Erklärung. Der Winter war ja warm genug für Bienen. Nun bin ich aber auch kein Experte. Da sollten sie besser mit ihrem Nasologen darüber sprechen. Das andere machen wir im März. Das hat Zeit.“

Bienen in Nasen sind selten gut. Ein wenig panisch fahren wir zu dem Nasologen. Der kann keine Biene erkennen, aber führt die Schmerzen trotz seiner Unsicherheit auf den Krankenhausaufenthalt im November zurück. Typischerweise stellen sich zwei Monate nach einem Krankenhausaufenthalt Schmerzen im Nasenrücken ein. Genaueres könnte er aber auch nicht sagen. Da bliebe nur der Weg ins Krankenhaus.

Noch panischer als zuvor fahren wir in Krankenhaus und werden in der Notaufnahme vorstellig.

„Hier! Das ist die Frau, die in unserer Wohnung lebt! Die hat wohl ’ne Biene in der Nase! Vielleicht aber auch nicht! Walten Sie Ihres Amts!“

„Ja, waren sie schon bei ihrem Nasologen?“

„Natürlich! Auf so einen Scheiß wie mit der Biene kommt man doch nicht von allein!“

„Nehmen Sie kurz Platz. Wir rufen in der Lungen-Voxologie an, dass da mal ein Chirurg draufschaut.“

Gut. Zwei Lungen-Voxologen sehen mehr als einer. Dann hätten wir eine zweite Meinung. Doktor #1 und Doktor #2 stürmen herein und nehmen der Frau, die in unserer Wohnung lebt, Blut ab. Ich bin fasziniert, weil ich mal als Kind beim Blutabnehmen abgeschmiert bin. Ihr macht es nichts aus. Doktor #1 spricht und tastet die Nase ab. Doktor #2 schaut und guckt. Assistenzarzt.

„Ich taste da nichts Schlimmes. Wenn überhaupt etwas Kleines. Vielleicht mal Nasenbluten gehabt. Sie hatten auch etwas von Stimmen in der Brust erwähnt?“

„Ja, aber das wird im März gemacht. Ich bin wegen der akuten Schmerzen hier. Ich bin echt verunsichert.“

„Mhm…könnten chronische Brustreden sein. (überlegt) Also, wir schicken Sie hoch in unsere Nasologie, die können sich die Nase nochmal genau anschauen.“

Doktor #1 verschwindet und Doktor #2 muss noch den Schriftkram machen. Danach gehen wir in die Nasologie. Die Nasologin ist sehr freundlich und untersucht die schmerzende Stelle gründlich. Aber auch sie kann nichts Genaues erkennen und bittet die Frau, die in unserer Wohnung lebt, darum, nochmal zum eigenen Nasologen zu gehen. Da sei etwas Kleines zu sehen. Als hätte es mal in der Nase geblutet.

Am Folgetag sagt uns der eigene Nasologe, dass er da immer noch nichts genaues sieht.

„Vielleicht mal Nasenbluten gehabt?“

Nach einer recht unfreundlichen Abfertigung fahren wir zur Hausärztin. Die schaut sich die Nase an und kommt relativ schnell zu dem Ergebnis, dass sich das mal jemand anschauen sollte. Sie erkennt da mit ihren Instrumenten ein verdicktes Nasenhaar, das möglichst bald behandelt werden sollte.

„Nehmen Sie die kommenden zwei Tage diese Placebos und wenn es dann nicht besser wird, marschieren Sie sofort wieder ins Krankenhaus!“

Es wurde nicht besser und so standen wir zwei Tage später mit extremer Panik und starken Schmerzen in der Nase erneut in der Notaufnahme. Ich allerdings weniger mit Schmerzen in der Nase.

„Nehmen Sie kurz Platz. Wir rufen einen Chirurgen. Hier ist Ihre Wartenummer.“

Wir nehmen unkurz Platz. Nach einer Stunde frage ich die Schwester hinter der Theke, ob wir überhaupt noch im System registriert sind. Da seien wir. Eigentlich müsste da jemand kommen. Fünf Minuten später ruft uns die Schwester zu sich.

„Also, die Chirurgie hat angerufen. Sie waren ja schon Montag da. Das ist nicht Chiurgisches, also gehen Sie bitte hoch in die Nasologie.“

„Da waren wir Montag auch schon.“

„Ja, die wissen wohl Bescheid.“

Die Nasologie weiß nicht Bescheid, weshalb man uns wieder in die Notaufnahme schickt. Unten angekommen werden wir in einen Untersuchungsraum gebeten. Eine Schwester nimmt erneut Blut ab. Doktor #2 vom vergangenen Montag stürzt herein und beginnt die Untersuchung, die wenig erkenntnisreich ist.

„Also Sie haben Schmerzen im Nasenrücken?“

„Ja.“

„Und sie hören Stimmen aus Ihrem Brustkorb?“

„Ja, aber deswegen bin ich nicht hier. Das wird im März schon untersucht…“

„Es könnte sein, dass Sie unter chronischem Brustreden leiden.“

„Den Verdacht hatte mein Lungen-Voxologe auch, aber deswegen bin ich nicht hier…“

„Wir nehmen Sie auf und dann untersuchen wir das mal.“

Fasziniert von der schnellen Auffassungsgabe sämtlicher Ärzte gehen wir in die Radiologie, in der mit dem neuen Ultraschallgerät Dr. Skullburst 2020 beta genauestens abgeklärt werden soll, was in der Nase los ist. Was Dr. Skullburst 2020 beta herausfindet und wieviele Ärzte es benötigt, um einen Verdacht und eine Randnotiz auszuschließen, erfahrt ihr morgen.


Hier geht’s zum dritten Teil!Hier geht’s zum zweiten letzten Teil!


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6 Kommentare

  1. Die Teile I-III fand ich eigentlich ganz gut. Teil V bekommt hoffentlich eine richtig starken Aufhänger (oder wie auch immer Du den kursiv gesetzten Abschnitt nennst, der vor dem eigentlichen Text kommt). Ohne dass ich hier Druck erzeugen will, Schreibblockade wäre ja nicht im Sinne des Lesers.

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  2. Weiterhin spannend.. langsam frage ich mich allerdings ob du selber überhaupt weisst, was da auf dem Sofa ist ! Du siehst es, aber kennst seinen Namen nicht..

    Wenn Fussel und alle Genannten inkl. Popel ausfallen… heisst es vielleicht Rumpelstielzchen ? Pssst.. das dessen Name nicht erwähnt werden darf ?!

    Die Frau die in deiner Wohnung lebt ist definitiv besser zu Hause aufgehoben.. wenn man an all die Krankenhauskeime denkt… Ausser , sie wäre privat versichert.. dann bekäme sie noch ne Kur whs. in Papua oder so

    S.

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