7 Gründe, sich schnellstmöglich von mir zu trennen

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Als Mann hat man es schwer. Als Frau hat Mann es auch schwer. Ebenso schwer, wie es eine Frau als Mann hat, weshalb sich viele kluge Menschen seit vielen Jahren darüber Gedanken machen, wie man den Ansprüchen aller Individuen gerecht werden kann. Bis heute kam wenig Fruchtbares dabei rum, wenn man von den Fortschritten auf privater Ebene absieht. Dummerweise verändert das Verhalten jenseits der Öffentlichkeit so rein gar nichts an bestehenden Normen, weshalb es ein Mann als Frau und umgekehrt nach wie vor schwer hat. Geht die Frau ins Männerklo, freut sich die dort im Stehen pinkelnde Belegschaft, wird aber spätestens, wenn sie ihn auspackt und sich rülpsenderweise ans Pissoir stellt, geringfügig verstört sein.
Hier zuhause wäre mir das egal, denn die Frau, die in unserer Wohnung lebt, stellt für mich gewissermaßen ein Vorbild hinsichtlich des Rülpsens dar. Ein Grund, weshalb wir uns nicht beschweren, wenn die Nachbarn mal wieder zu laut Musik hören. Denn uns hören sie ebenso, nur dass es keine Musik ist. Zumindest nicht in deren Ohren.

(Von links wurden gerade Bedenken geäußert, ob dieser Teil nicht ein schlechtes Licht auf sie wirft. Deshalb sehe ich es als meine Pflicht an, die geneigte Leserschaft darüber zu informieren, dass die Frau, die in unserer Wohnung lebt, nur selten bölkt. Aber wenn, dann sonor und elch(en)gleich. Ich habe sie übrigens gut im Griff. Mittlerweile wirft sie nur noch selten mit Taschentuchpackungen nach mir.)

Sie darf übrigens auch gerne im Stehen pinkeln, aber die Sauerei macht sie dann weg.

Das kann sie ohnehin besser als ich, womit wir mitten im Geschehen sind. (Diesen Satz merken. Punkt 1 greift ihn nochmal auf.)

Ich stelle mir gelegentlich die Frage, welchen Mehrwert jemand davon hat, mit mir zusammen zu sein. Gibt es überhaupt einen? Ich gehe mir selbst gelegentlich mit der einen oder anderen Marotte auf den Sack, was ich mir aber schnell verzeihe, wenn ich mir einrede, dass diese Macke bestimmt total sympathisch ist. Dieser Versöhnungsprozess ist geradezu ein Zwang, denn anders als meine Mitmenschen kann ich mir mein Ich nicht aussuchen und mich auch nicht von ihm trennen. Die Frau, die in unserer Wohnung lebt, schon. Damit ist entgegen meinen Zweifeln, ob ich das überhaupt nochmal machen sollte, ein Mehrteiler geboren. Der letzte lief mehr als schleppend, obwohl ich die fünfteilige Trilogie teilweise echt lustig fand. Trotzdem lief sie schlecht. Dieses Mal wird alles anders. Denn ich bin in der beneidenswerten Situation, meine eigenen Schwächen auszuschlachten. Und wie man es aus dem Deutschunterricht der Mittelstufe in Bezug auf Erörterungen noch weiß, beginnt man mit der Gegenmeinung. Ich beginne also mit den Gründen, die gegen mich sprechen, um schon durch die Strukturierung dieses Mehrteilers zu suggerieren, dass es im Grunde besser ist, mit mir zusammenzubleiben.

1. Ich kann nicht putzen

Das ist weniger lustig, als es sich liest. Vor allem für mich. Als Mann hat man es – das steht schon oben – immer noch nicht leicht. Auch wenn ich wenig von klassischen Rollenklischees halte, die bei uns ohnehin nicht wirklich zu 100% erfüllt werden, so bemerke ich doch, dass sie einfach besser putzen kann als ich. Helge Schneider hatte einst eine relativ schlüssige Erklärung dafür: Mit kleinen Händen kommt man beim Putzen besser in die Ecken.

Ein weiterer Grund für mein schlechtes Putzverhalten ist mein schlechtes Putzverhalten. Ich muss wirklich Lust auf Kleinarbeit haben, wenn ich putzen möchte. Denn sonst beseitige ich lediglich das Gröbste. Dabei verwende ich einen Großteil meiner Aufmerksamkeit darauf, dass es so aussieht, als wäre es ordentlich und sauber, aber eben bewohnt. Das ist nämlich ein großer Schwachpunkt der Reinlichkeit. Es sieht innerhalb kürzester Zeit wieder dreckig aus; insbesondere mit Katze. Weil ich der Meinung bin, dass man einer Wohnung ruhig ansehen darf, dass es sich nicht um eine Musterwohnung handelt, gibt es öfter mal Diskussionen mit der Frau, die in unserer Wohnung lebt. Denn sie ist diesbezüglich das Gegenteil von mir. Wenn sie geputzt hat, könnte man mit einer offenen Bauchwunde einige Wochen über unseren Boden rutschen und sie würde ohne den Anflug einer Entzündung verheilen. Sie ist einfach gründlicher als ich.

Vor allem aber ist sie in der Lage, die jeweils zu reinigende Fläche mit dem passenden Reiniger zu säubern. Laminatreiniger fürs Laminat, Glasreiniger für die Fenster, Badreiniger fürs Bad, Kloreiniger fürs Klo und Essigreiniger für den Essig. Als ich noch klein war, hatten wir zuhause eine Putzfrau. Frau Luca. Frau Luca kam einmal pro Woche und verwandelte unser Haus in eine nach Essig riechende Ursache für Kopfschmerzen. Sie schien alles mit Essigreiniger zu wischen, was ich mir zum Vorbild genommen habe.

Der Unterschied ist, dass ich prinzipiell nur mit Glasreiniger arbeite. Ich bin der Meinung, dass verschiedene Reiniger nur eine Erfindung der Reinigungsindustrie ist, damit wir mehr konsumieren. Im Chemieunterricht ging es mal um Tenside und Lipide oder so. Alles dasselbe. Folglich reinige ich unsere Notebooks auch mit dem Glasreiniger, was man wohl nicht machen soll. Bis jetzt hat sich noch keines beschwert. Das einzige Problem am Glasreiniger ist, dass das Zeug gesprüht wird und der dadurch entstehende Nebel seine Wirkung im Hirn entfaltet. Ich bekomme Kopfschmerzen. Die Frau, die in unserer Wohnung lebt, auch, weil sie mich nach einer halben Stunde bewusstlos im Schlafzimmer auffindet, wo ich unsere unbehandelte Holzkommode mit Glasreiniger abwischen wollte. Anschließend muss sie weiterputzen. Und zwar alles, was ich zuvor schon halbherzig saubergemacht habe, weshalb sie nun den Dämpfen des Glasreinigers ausgesetzt ist.

Wenn etwas richtig sauber werden soll, greife ich schonmal zu verschiedenen Reinigern. Die Einzelteile unserer Kaffee-Padmaschine wollte ich vor kurzem einer Generalüberholung unterziehen, weshalb ich das Spülbecken mit Spülmittel, Essigreiniger, Klarspüler und kochendem Wasser gefüllt habe. Anschließend wollte ich dem Ganzen noch eine halbe Flasche Danklorix hinzufügen, weshalb  die Frau, die in unserer Wohnung lebt, entsetzt in die Küche stürmte und mich fragte, ob ich uns umbringen wolle. Wollte ich eigentlich nicht. Nur eine Reinigungsmischung brauen, die sämtliche Einzelteile der Kaffeemaschine blitzeblank ätzt. Die durch die Zugabe von Danklorix entstandenen Dämpfe hätten allerdings unsere Lungen weggeätzt.

Stattdessen habe ich noch eine halbe Sprühflasche Glasreiniger reingekippt. Glücklicherweise haben wir kurz darauf eine neue Kaffeemaschine bekommen.

2. Bartreste im Waschbecken

Ich habe mir seit zwei Jahren nicht mehr mit einem Nassrasierer die Haare im Gesicht entfernt. Nicht, weil ich mir seit zwei Jahren den Bart stehen lasse, sondern weil mir ein Nassrasierer von Gilette mit seinen perfekt angeordneten 43 Rasierklingen und dem ergonomischen Handgriff die Barthaare mit Hautirritationen bis zur Grasnarbe absäbelt und ein männliches Gesicht unverzüglich in eine bubihafte Fötusfresse verwandelt. Folgerichtig kommt nur noch ein Rasierapparat zum Einsatz, der nicht so genau arbeitet wie ein Nassrasierer. So ein Teil, das beim Friseur hinter den Ohren immer Gänsehaut macht. Zuhause entfällt dieser Effekt. Allein für diesen Moment, wenn der, die oder das Friseurwesen die Feinarbeiten rund ums Ohr und am Nacken vornimmt, lohnt sich ein Friseurbesuch.

Dummerweise sind die entfernten Bartstoppeln derart kurz, dass ich sie nur mit viel Aufwand aus dem Waschbecken beseitigen kann. Die Frau, die in unserer Wohnung lebt, trägt es mit Fassung, weil ich nach wie vor – seit ich als Kind meinem Vater beim Rasieren zuschaute – vom „Zwergeabfühlen“ spreche. Und die abgefühlten Zwerge sind nun mal sehr hartnäckig.

Was sie nicht mit Fassung trägt, ist die Tatsache, dass die abgefühlten Zwerge sich nicht nur auf das Waschbecken beschränken, sondern im Grunde im gesamten Bad verteilt sind. Auf dem Boden, in der Badewanne, auf dem Klodeckel, im Klo und auf dem Trockner. Letzteres führte zu einiger Verwirrung, denn der Trockner steht auf der Waschmaschine. Der Frau, die in unserer Wohnung lebt, war und ist es unbegreiflich, wie die Bartstoppeln ihren Weg auf den Trockner gefunden haben. Oder ins geschlossene Klo. Weil sie das Argument, dass Zwerge seit jeher im Bergbau tätig waren und demnach auch enorm begabte Kletterer sind, nicht gelten ließ, schieben wir den ungewöhnlichen Abtransport der Stoppeln an entlegenste Winkel des Bads auf günstige Winde. Mit Thermik kann man vieles erklären.

Die gute Nachricht lautet allerdings, dass ich meinen Bart seit einigen Wochen wachsen lasse. Das Problem mit umherschwebenden Bartresten ist vorerst Geschichte, was für allgemeine Erleichterung sorgte. Das führt blöderweise zu einem weiteren Punkt, der gegen mich spricht:

2.1 Ich lasse mir den Bart wachsen

Allerdings hat sie mir für eine bestimmte Zeit Freiheiten eingeräumt. Nun gilt es, diese Freiheit maximal auszureizen, was zum nächsten Punkt im kommenden Teil überleitet:


3. Ich bin anstrengend

Demnächst, in 7 Gründe, sich schnellstmöglich von mir zu trennen


Ich fühle mich geehrt von dieser Replik auf meinen Artikel, die es im sagenumwobenen Seppolog zu lesen gibt. Wer sie nicht liest, der hat es auch nicht anders verdient.


Hier geht’s zum zweiten Teil!

 

15 Kommentare

    • Glasreiniger kann prinzipiell alles. Es ist mir ein Rätsel, warum er nicht schon längst in der Medizin zum Thema geworden ist. Antiseptisch, schnell verflüchtigt und streifenfrei. Davon können kranke Menschen nur profitieren.

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  1. ÄHM… STOPP.. halt.. noch ne andere Frage… leider leider kann ich jetzt nicht alles alles lesen.. zurück zurück zurück…
    du hast bestimmt das Rätsel aufgelöst.. was war es denn nun ? Keine Zecke im Winterschlaf.. ich weiss…:-)
    S.

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