Die Schwierigkeiten eines Interviews

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Ich sitze im Großraumbüro und bin verworren. Zunächst ist es kaum zu glauben, aber unser Weihnachtsbaum hat noch immer nicht alle Nadeln verloren. Ich werde wohl nachhelfen müssen. Ich habe wenig Lust, dass die Pflanze uns sowohl Wohnung als auch Treppenhaus als auch Nachbarschaft als auch Stadtteil vollnadelt, weshalb die Nadeln bestenfalls komplett in der Wohnung bleiben. Dort hat man sie im Griff. Dort richten sie kaum Schaden an. Es ist erstaunlich, dass ein an sich winziger Baum über derart viele Nadeln verfügt, sodass man sich fragt, ob er mit einer gewissen Hydra verwandt sei. Angenommen ein Christbaum besäße 800.000 Nadeln, so müsste der Besitzer dieses Baums allein schon jene 800.000 Nadeln auf dem Boden zusammenkehren, während sich noch weitere 2,4 Mio. Nadeln am Baum befänden. Das sei nicht logisch? Nein, das ist es nicht, aber es entspricht den Fakten. Ein Baum kann mehr Nadeln verlieren, als er je besaß. Das macht ihn gewissermaßen zur Katze, die deutlich mehr Haare hinterlässt, als sie besitzen kann. Das ist der Grund, weshalb wir die Natur nicht verstehen. Sie spielt mit unfairen Mitteln.

Und so muss der Christbaum manuell entnadelt werden, damit er bald den Weg des Irdischen gehen kann: in den Nachbarsteich. Zum Küchenradio. Auch so ein lästiges Ding.

Unser Großraumbüro ist relativ gemütlich. Schließlich besitzt es einen endlos nadelnden Christbaum und viele weitere Pflanzen, die gnädigerweise keine Nadeln besitzen und mit meiner Hilfe teilweise ihr Sein aufgeben. Ich habe mal vergessen, die eine oder andere zu gießen, als die Botanikbeauftragte des Büros nicht zugegen war. Seitdem versucht sie zu retten, was zu retten ist, während mir in regelmäßigen Abständen strafende Blicke zugeworfen werden.

Darauf kann ich jetzt nicht reagieren, denn ich habe erhebliche Probleme mit der Technik dieses Zeitalters. Ich sitze an einem Beitrag und möchte das passende Beitragsfoto hochladen. Um es hochzuladen, muss es erst einmal produziert werden. Ein gelegentlich lästiges Unterfangen, weil ich phasenweise unfassbar unkreativ bin. In solchen Momenten fotografiere ich einfach meinen Bildschirm. Heute passt es, denn es geht um ein Interview, das mit mir geführt wurde. Genaugenommen wurden mir postalisch Fragen gestellt, die ich unerträglich ausschweifend beantwortete. Wie dem auch sei: Das Foto wäre geeignet.

Bis auf wenige Ausnahmen fertige ich die Fotografien mit meiner mobilen Fußfessel von Samsung an. Samsung ist eine tolle Firma und das Samsung Universe S alpha-tech ein Allroundtalent, das sogar halbwegs zuverlässig meinen Puls messen kann, sofern er vorhanden ist. Die Frau, die in unserer Wohnung lebt, zweifelt beizeiten daran. Allerdings hat jedes Multitalent irgendwo seine Schwachstelle. Das Universe alpha-tech besitzt einen recht großen internen Speicher, der mit allerlei Dingen zugemüllt wird, die man im täglichen Gebrauch nie zu Gesicht bekommt. Fotos und Videos aus Whatsapp-Gruppen und Dateien, deren Endung ich nicht einordnen kann. Potenziell wichtige Systemdateien, also lieber nicht löschen. Nun ist es so, dass das Universe alpha-tech bei geringem Speicherplatz nicht einmal mehr seiner Aufgabe nachkommt, eingehende Emails zu empfangen oder Emails zu versenden.

Und das stellt mich vor ein Problem. Ich könnte vom Großraumbüro schnell zuhause ins Schlafzimmer eilen und mein Datenkabel holen, um das Foto per Kabel auf mein Notebook zu übertragen. Dagegen sprechen zwei Punkte:

  1. Der Inhalt meines Handys wird mir am PC nicht angezeigt, weshalb ich keine Datei vom Handy auf die Festplatte verschieben kann. Das verstehe, wer kann. Ich verstehe es nicht.
  2. Ich bin zu faul, die zehn Meter ins Schlafzimmer zu gehen.

Ich möchte das Bild aber wie gewohnt von meinem Handy per Mail an eine meiner Emailadressen senden, um es mit meinem Mailprogramm auf dem Notebook herunterzuladen. Dazu bräuchte ich auf dem Handy mehr freien Speicherplatz, für den ich nicht sorgen kann, weil mir der Inhalt meines Mobilfunkgeräts nicht angezeigt wird. Es ist nichts zu sehen, was löschbar wäre. Also werde ich das Bloggen früher oder später einstellen, weil Samsung zickige Universe alpha-techs baut.

Glücklicherweise habe ich es geschafft, das Beitragsbild mit MS Paint aus dem Gedächtnis nachzumalen. Man sieht praktisch keinen Unterschied zum Original. (s.o.)

Worauf ich eigentlich hinaus wollte, als ich den Entschluss fasste, diesen Beitrag zu schreiben:

Mir wurden vor geraumer Zeit Fragen zugesandt. Facebook ist mit einem sogenannten Messenger ausgestattet, der es Menschen erlaubt, miteinander zu kommunizieren. Witzigerweise möchte Facebook nicht, dass man mit unbekannten Personen in Kontakt tritt, weshalb manche Nachrichten als Nachrichtenanfragen eintreffen oder gar komplett gefiltert werden. Es ist ein in vielerlei Hinsicht asoziales Netzwerk, dieses Facebook.

Nachdem ich vorige Woche entdeckte, dass der ehemals mit Sonstige betitelte Ordner nun Nachrichtenanfragen heißt und dort nichts weiter zu finden war als Gefilterte Anfragen anzeigen, wohinter sich einige unbeantwortete Nachrichten befanden, entdeckte ich also auch die an mich gerichteten Interviewfragen. Interviews sind genau mein Ding, wenn man mich aussprechen lässt. Ich spanne manchmal weite Bögen, bei denen mich bei schriftlichen Antworten niemand unterbrechen kann.

Wer mich bei einem Gespräch unterbricht, muss damit rechnen, dass ich bei der nächsten Gelegenheit wieder dort anknüpfe, wo ich unterbrochen wurde. Es gibt nichts Unbefriedigenderes als bei einer Ausführung, die im Zusammenhang gehört werden muss, unterbrochen zu werden. Deshalb liebe ich es auch, wenn ich den Kindern auf meiner Arbeit etwa über die Evolution erzähle und die Eltern einfach reingrätschen, um dem Nachwuchs Muffins und Würstchen einzutrichtern. Wenn die Kinder gesättigt sind, fange ich von vorn an. Da müssen die durch. Sag ich denen dann auch meistens. Sind ja nicht zum Spaß da. Die Eltern sehen das erfahrungsgemäß anders.

Mit Verspätung also entdeckte ich die Fragen, die sich ausschließlich um mich und meinen/mein Blog drehen sollen. Das kommt mir entgegen. Über mich weiß ich relativ viel, wenn auch nicht alles. Aber ich weiß mehr über mich als über andere und andere wissen weniger über mich als ich, was die Interviewanfrage mehr als rechtfertigt. Ein sehr kluger Schritt also, wenn man mehr über mich erfahren möchte. Denn kurioserweise breite ich seit über einem halben Jahr manches über mich in über 100 Beiträgen vor der Öffentlichkeit aus, aber einiges bleibt trotzdem unbeleuchtet oder zwischen den Zeilen verborgen.

Glücklicherweise gibt es Menschen, wie Catharina E. von spieltriebe.com. Ich bin zumindest felsenfest davon überzeugt, dass sie ein Mensch ist. Und sie hat nachgefragt. Knallhart, ohne Rücksicht auf Privatsphäre und soziales Umfeld. Ich habe geantwortet.

Das ist das Wesen eines Interviews, denn sonst wären es bloß Fragen.

Lest das Interview auf Spieltriebe!

Es ist sehr, sehr gut!

6 Kommentare

  1. Da hat sich doch sicher ein Fehler eingeschlichen bei „Und so muss der Christbaum manuell entnadelt werden,…“ ich gehe davon aus, da fehlt das „von“ vor manuell, da hingegen hat manuell wohl ein „L“ zuviel, oder? 😉 Schönen Abend für dich, die Nelly

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