Auszeichnung für Larissa!

2016-04-06 18.02.59

Auszeichnungen sind wichtig. Das weiß jeder, der sich mal mit Farmville beschäftigt hat. Ich tat es nie und weiß es trotzdem. Vor einigen Jahren war ich begeisterter Frontierville-Spieler, musste meine Farm aber eines Tages löschen, weil mein damals noch veralteter Computer mit dem Laden des Spiels restlos überfordert war. Insbesondere, wenn ich diejenigen auf ihrer Farm besuchte, die sich für Geld allerlei Tinnef auf die virtuelle Siedlerwelt klatschten. Das verurteile ich nicht. Ich selbst verfahre bei Spielen lediglich nach dem Grundsatz, dass es auch ohne Echtgeldeinsatz möglich sein muss, voran zu kommen. Langsam, aber eben voran. Andere sehen das anders und das ist vollkommen legitim, denn ich verprasse mein Geld für Sportsachen, was letztlich nur ein anderes Hobby ist. Ob ich nun monatlich Hufeisen, Sterne oder was es da sonst noch alles gibt für einen bestimmten Betrag kaufe oder mir einmal im Jahr neue Laufsachen, Fußballschuhe und Zubehör anschaffe, dürfte unterm Strich zur selben Bilanz führen: Geld weg für Lebensfreude. Warum auch nicht? Manchmal muss man sich eben etwas gönnen.

Während den versierten Farmville-Spieler ein ausgezeichnetes Schaf oder eine ausgezeichnete Angorahäsin in helle Aufregung versetzt, versetzt es mir Jubelimpulse, wenn der oder das Dampfbloque eine solche erhält. Keine Häsin, sondern eine Auszeichnung. Wobei das mal etwas anderes wäre. Also: Ich freue mich, wenn ihr mein Schaffen hier mit Angorahäsinnen prämiert. Tolle Sache, aber dann würden vermutlich sämtliche Tierschutzvereine und mancher Veganer auf die Barrikaden gehen. Hasen sollten nicht als Trophäe vom weißen privilegierten Mann instrumentalisiert werden. Außerdem diskriminiert das sämliche andersfarbige Hasen, die nicht als Trophäe dienen dürfen. Weiß jeder! Übrigens habe ich nichts gegen Veganismus. In meinem Bekanntenkreis befindet sich so mancher, der auf Tierisches verzichtet. Allerdings hat es teilweise Jahre gedauert, bis mir das mal aufgefallen ist. Das hat zwei Gründe. Erstens umgebe ich mich gern mit Menschen, die mir nicht bei jeder Gelegenheit mit ihren Essgewohnheiten und Intoleranzen ins Gesicht springen und zweitens ist der eine oder andere vegane Bekannte gar nicht so konsequent in seiner moralischen Überlegenheit  (in der sich Veganer absolut befinden). Das mit der Inkonsequenz weiß manch Veganer auch selbst, weshalb eine Arbeitskollegin neulich herzhaft in ein Lachsschnittchen biss und mir währenddessen aufgrund meiner Nachfrage mitteilte:

„Weißt du…meine Ernährungsphilosophie zeichnet sich durch eine stark ausgeprägte Doppelmoral aus.“

Auszeichnen scheint also etwas Positives zu sein, ganz gleich, womit etwas ausgezeichnet wird. Als ich das erste Mal für den Liebster-Award nominiert wurde, war ich mir sicher, dass ich dadurch ein breites Publikum erreichen würde. Möglicherweise ist der eine oder andere tatsächlich breit, weshalb er sich manchen Beitrag hier überhaupt erst antun kann, aber im Endeffekt blieb die Streuung gering. Wenn die letzte Nominierung abgearbeitet ist, werde ich keine weitere mehr annehmen. Anders verhält es sich mit folgendem Preis: 2,99 €. (eventuell löschen, weil sehr, sehr schlechter Witz)

Als einem gewissen Seppo im vergangenen Frühherbst von sich selbst feierlich die Seppo Blog-Auszeichnung 2015 verliehen wurde, jubelte das Volk. Und ich bin mir sicher, dass das Volk jubelte, denn mittlerweile frage ich mich, wer ihn nicht liest. Demnach müsste das gesamte Volk von der Verleihung erfahren haben und folgerichtig gejubelt haben. Ironie ist ja immer ein zweischneidiges Schwert. Entweder man versteht sie oder nicht. Wenn nicht, nimmt das demjenigen, der sie einsetzt, den Wind aus den Segeln. Denn nichts ist ein größerer Humorkiller als die Notwendigkeit, eine ironische Aussage zu erklären. Falls jemand überhaupt dafür empfänglich ist. Denn im schlechtesten Fall wirkt man unsympathisch. Vom Gegenteil kann man jemanden mit dieser Meinung nur schwer überzeugen. Wobei es mir vor wenigen Wochen gelang, eine Dame, die meinen Humor in Bezug auf unsere Katze wenig lustig fand, davon zu überzeugen, dass a) ich unsere Katze selbstredend nicht rasiert habe und b) mein Humor in Bezug auf unsere Katze wohl lustig ist. Sie hat es auch gleich eingesehen.

Ich kann nicht sagen, woran es liegt, aber mit dem ersten Beitrag, den ich auf dem Seppolog las, war mir einigermaßen klar, wo der Hase langläuft. Das ist unter literaturwissenschaftlichen Aspekten eine schwierige Aussage, weil es nach zeitgemäßem Standard keinen irgendwo entlanglaufenden Hasen gibt. Das entscheidet nämlich der Leser und der entscheidet beizeiten recht unterschiedlich. Wie etwas gemeint ist, legt der Leser individuell fest. Dass er trotzdem nicht das Schlechtestmögliche in einen Text interpretieren muss, versteht sich von selbst. Macht manch einer, aber damit muss man wohl leben.

Vor dem Hintergrund, dass zumindest ich davon ausgehe, dass das Seppolog größtenteils der Ironie frönt, ist es – zumindest für mich – umso lustiger, was aus der SBA2015 geworden ist. Sie wurde zur SBA2016. Verrückt!
In der vermutlich meisten Facebook-Gruppe der Welt, die von dem kompetentesten Administratoren-Team der Welt geleitet wird („Alles durchwinken und notfalls rauswerfen.“) fand der Aufruf, sich für die Wahl zur diesjährigen Auszeichnung zu nominieren, fruchtbaren Boden. Denn jeder wittert nun seine Chance, sich einem großen Publikum zu präsentieren. Es funktioniert schon, ohne die Auszeichnung erhalten zu haben. Ich selbst habe vor einigen Wochen ca. 100 Tabs in meinem Browser geöffnet, um mir die nominierten Blogs anzuschauen. Abgesehen von der Erkenntnis, dass Computer heutzutage noch immer nicht alles können, wurde ich in meinem Glauben bekräftigt, dass Blogs zu Unrecht unterschätzt werden. Sie führen zwar aus einem nicht erkennbaren Grund noch ein Schattendasein, aber sind gehaltvoller als manches, was einem auf Facebook und Konsorten tagtäglich um die Ohren geballert wird. Jedenfalls haben viele Blogs vor einiger Zeit durch mich einen massiven Schub ihrer Zugriffszahlen erhalten. Ein signifikanter Anstieg von zwei bis drei Klicks: Über mich-Seite und ein bis zwei Beiträge. Das war ich.

Das Kuriose an Qualität ist, dass die konsumierende Masse erst nach einer Auszeichnung wirklich von ihr überzeugt ist. Jeder wusste beispielsweise, dass Leonardo DiCaprio ein guter Schauspieler ist. Wirklich überzeugt war man erst, als er den Oscar verliehen bekam. Ähnlich ist es mit dem Studium. Ich weiß, dass ich die Studieninhalte verstanden habe. Die Personalchefs glauben es mir aber erst, wenn ich denen mein Abschlusszeugnis zeige.

Und nun geht es darum, die begehrteste Blogauszeichnung überhaupt abzugreifen. Manch einer zerbrach bereits an der Erwartungshaltung seiner Mitbewerber und der Strenge des SBA-Vorsitzenden. Die Mitbewerber gilt es im Auge zu behalten, denn diese warten nur auf einen Ausrutscher. Schon eine im obligatorischen Interview falsch beantwortete Frage könnte ein gefundenes Fressen für eine nach Shitstorms gierende Gesellschaft sein. Zerrissen, dekonstruiert, vernichtet. Die Gefahr, dem höchsten Anspruch nicht gerecht zu werden, ist groß. Die Angst zu versagen ist seit Wochen mein ständiger Begleiter.

Auszeichnungen sind also überall im Alltag zu finden. Die ausgezeichnete Ziege bei Farmville, die irgendwie gut zu sein scheint, weil sie eventuell mehr Ziegenkäse abwirft. Ein ausgezeichneter oder ausgezeichnetes Blog. Mit Uneindeutigkeit ausgezeichnete Essgewohnheiten. Alles wird heute ausgezeichnet. Vorhin übrigens kaufte ich mir bei Büsch, der freundlichen Bäckerei, eine Larissa. Larissa ist ein sogenanntes Schokobrötchen. Heißt nunmal so. Und was soll ich sagen? Auch Larissa war ausgezeichnet.


Ausgezeichneter Content im social network eures Vertrauens mit Usern und allem drum und dran. Toll!

10 Kommentare

  1. Frauenklischee hin, Feminismus her , dein Beitrag ist mal wieder zum schmunzeln gut . …. weil es hier unter anderem auch um Auszeichnungen geht …… bei uns in der Schule gab es immer besondere Kärtchen für besondere Leistungen … unter anderem für besonders brave eine große gelbe Sonne, für besonders unangepasste einen schwarzen Schornsteinfegerhut. Nun rate mal welche besonderen Auszeichnungen eine nonkonforme wolfcat in holder Regelmäßigkeit verliehen bekam ….. 😉

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  2. Hach, jetzt weiß ich wenigstens, wer auf meinem Blog war 😉
    Ich liebe Ironie, Sarkasmus und Zynismus in wohldosierter Form. Leider ist das unter Frauen noch unverbreiteter und diskonformer, wie mir scheint.
    Jedenfalls verbiege ich mich nicht und werde es erstens selbst weiter anwenden und zweitens mich weiter über solche Blogs wie deinen und Seppos freuen.

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