Dampfbloque schreibt: Der perfekte Blogartikel

blogartikel

Durch einen brutalen Akt der Selbstsabotage wurde dieser Beitrag in der Nacht vom 31.05. zum 01.06. bereits einer kleinen Anzahl Abonnenten zugänglich gemacht. Der Beitrag befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem Stadium des Entwurfs und wurde, sobald ich es bemerkte, wieder deaktiviert. Ganz offensichtlich geht WordPress davon aus, dass wenn ein Beitrag auf sich selbst verlinkt wird, er bereits veröffentlicht wurde, und veröffentlicht den entsprechenden Beitrag. Das war nicht meine Absicht, hat aber trotz der nachtschlafenden Zeit innerhalb von zehn Minunten einige Reaktionen hervorgerufen, die ich teilweise nicht einmal tagsüber verzeichnen kann. Zwei Abonnenten gaben dem unfertigen Beitrag ein Like, zwei Abonnenten kommentierten, wobei einer von ihnen die Kommentarfunktion erstmals auf dem Dampfbloque verwendete, um anzukündigen, dass er mir aufgrund des Beitrags entfolgt ist. Wer kann es ihm verdenken?

Vielleicht ist er, der Beitrag, kein Meisterwerk. Aber er besteht aus 1000 Wörtern!

Metaebene: Darüber schreiben, wie man schreibt, worüber man schreibt

Das Bloggen ist eine Kunst. Der Eine beherrscht sie, der Andere auch, aber schlecht. Der Witz an der Sache ist folgender: Kunst kann weder gut noch schlecht sein. Sie ist Kunst. Und die liegt im Auge des Betrachters. Wenn eine Putzfrau 1986 die Beuyssche Fettecke wegputzt, was das Land NRW rund 400.000 Euro Schadensersatz gekostet haben soll, liegt das nicht daran, dass das Kunstwerk schlecht war. Es wurde nur nicht verstanden.

Damit das hier nicht passiert, habe ich eine große Anzahl an Beiträgen darüber gelesen, wie man einen guten Blogartikel verfasst. Und mit „gute Blogartikel“ meine ich „Blogartikel“. Und mit „große Anzahl“ meine ich „drei“. Was ich gelernt habe, wird hier im ultimativen Blogpost veröffentlicht. Es wird Deutschlands bester Beitrag der Welt. Vielleicht. Das muss ich noch abwarten, denn als ich schrieb, dass ich eine große Anzahl an Beiträgen über gutes Bloggen gelesen habe, war das Tempus gelogen. Das Verb müsste im Futur II stehen.

Der Titel – Das Versprechen an die Leser

Nein, mehr Pathos war unmöglich in dieser kurzen Überschrift unterzubringen. Journalisten klopfen sich auf die staubigen Schulterpolster ihrer H&M-Sakkos, wenn sie mit ergriffener Miene und mit den durch die eigene Kreativität verursachten Tränen vor einer solchen Überschrift sitzen, die sie gerade eben in ihre Tastatur hackten. Der Titel eines Artikels ist das A und O. Ohne Titel ist ein Artikel nur ein mickriger medialer Furz in der gigantischen Welt großer medialer Fürze. Schaffe einen großen Furz! Der Leser will nicht erst lesen müssen, um auf „gefällt mir“ zu klicken. Er will nur sehen. Man liest keine Überschriften, man sieht sie. Und sie sollen gut aussehen. Vollkommen egal, was im dann folgenden Beitrag passiert. Gib dem Leser ein Versprechen.

Und brich es anschließend. Was beim Clickbaiting funktioniert…

Zwischenüberschriften – Vergiss die verdammten Zwischenüberschriften nicht! (sind eventuell doch nicht so wichtig)

Du willst wahrgenommen werden? Dann setze übertrieben viele Zwischenüberschriften ein.

Heißen die nicht eigentlich ‚Subheadlines‘?

Ja, wer wirklich wahrgenommen werden möchte, nennt diese dann „Subheadlines“. Auch diese sollen dem Leser ein Versprechen geben. Das Versprechen, dass nun konkretere Geheimnisse darauf warten, vom Leser – und nur von ihm allein – gelüftet zu werden.

Subheadlines lüften Geheimnisse

Sei ein Geheimnislüfter! Subheadliniere was das Zeug hält, aber sei dir auch folgender Sache bewusst:

Zwischenüberschriften sind eigentlich auch unwichtig

Überschriften und Zwischenüberschriften sind irgendwie auch unwichtig. Das überrascht euch mindestens genauso wie mich. Ich kann es nicht ändern. Die drei von mir ausgewählten Artikel, die erklären, wie man einen perfekten Blogbeitrag schreibt, widersprechen sich gegenseitig. Das passiert, wenn man alles in Echtzeit postet.

Deshalb:

Recherchiere – oder: Tu das mal googeln tun

Ein schwieriges Wort. Es kommt recht häufig der Buchstabe „c“ darin vor und das kann nur eines bedeuten: Es ist ein Fremdwort! Glücklicherweise ist Google unser aller Freund und spuckt uns unter anderem folgendes Ergebnis zu diesem Wort aus:

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Nun weiß man zwar noch immer nicht, was dieses verrückte Wort bedeutet, aber immerhin wäre es uns nun möglich, einen unterbezahlten Studenten zu beauftragen, der die Bedeutung des Wortes „recherchieren“ ergründen soll.

Sei unbedingt hochwertig

Das widerspricht natürlich ein wenig der Google-Recherche, aber das scheint wohl wirklich wichtig zu sein. Blogger müssen unbedingt hochwertigen Content liefern! Keiner weiß, was genau hochwertiger Content ist, denn die Definitionen verlieren sich im Wust aus Theorien, was denn genau hochwertig sein soll. Der Eine legt Wert auf die Form, der Andere auf den Inhalt (was in sich schon ein unfassbar uneindeutiger Aspekt ist). Mir persönlich ist die unfallfreie Verwendung von Sprache wichtig. Erfahrungsgemäß spielt das in anderen Zusammenhängen allerdings keine allzu große Rolle.

Und jetzt wird es verrückt! Denn hochwertig ist vor allem, wer sich an bestimmten Punkten orientiert:

  • Der Titel – Das Versprechen an die Leser
    Der Titel eines Artikels ist das A und O. Ohne Titel ist ein Artikel nur ein mickriger medialer Furz in der gigantischen Welt großer medialer Fürze. Schaffe einen großen Furz!
  • Zwischenüberschriften – Vergiss die verdammten Zwischenüberschriften nicht!
    Die heißen in Wirklichkeit „Subheadlines“, lüften Geheimnisse und sind eventuell doch nicht so wichtig.
  • Recherchiere – oder: Tu das mal googeln tun
  • Sei unbedingt hochwertig
    Hochwertig ist vor allem, wer sich an folgenden Punkten orientiert:

    • Der Titel – Das Versprechen an die Leser
      Der Titel eines Artikels ist das A und O. Ohne Titel ist ein Artikel nur ein mickriger medialer Furz in der gigantischen Welt großer medialer Fürze. Schaffe einen großen Furz!
    • Zwischenüberschriften – Vergiss die verdammten Zwischenüberschriften nicht!
      Die heißen in Wirklichkeit „Subheadlines“, lüften Geheimnisse und sind eventuell doch nicht so wichtig.
    • Recherchiere – oder: Tu das mal googeln tun
    • Sei unbedingt hochwertig

Letzter Punkt umfasst vor allem den letzten Punkt: (Ja, ich weiß. Kurioser Satz, aber was soll man machen?)

Baue Links, Keywords und dieses SEO ein!

Verwende dein Keyword, etwa in einem Artikel über Der perfekte Blogartikel das Keyword Der perfekte Blogartikel, möglichst häufig, damit einerseits Leser wissen, dass es hier um Der perfekte Blogartikel gehen wird, aber auch Google in seinen Ergebnissen, etwa bei der Suche eines Internetnutzers nach Der perfekte Blogartikel, einen Beitrag über Der perfekte Blogartikel weit oben platziert. Der Kasus darf keine Rolle spielen, denn sonst findet Google dich nicht. Das gilt natürlich auch für Zwischenüberschriften, wenn du beispielsweise über Sei unbedingt hochwertig schreibst. Zentrale Begriffe solltest du als Lesehilfe für den Leser von Der perfekte Blogartikel ebenfalls fett schreiben, denn es hilft bei der Orientierung. Und Suchmaschinen können besser beurteilen, was eventuell relevant ist. Beispielsweise geht es bei „Der perfekte Blogartikel“ nicht um Viagra sondern um den Der perfekte Blogartikel. #derperfekteblogartikel

Beschränke dich auf eine Aussage im Beitrag

Der perfekte Blogartikel hat eine Überschrift, die dem Leser etwas verspricht, besteht aus Zwischenüberschriften, sogenannten „Subheadlines“, die noch mehr versprechen und Geheimnisse aufdecken und letztlich gar nicht so wichtig sind, ist gut recherchiert, hochwertig, (was vieles bedeuten kann) und mit Keywords, Links und anderweitigem Kram, der Qualität vortäuscht, ausgestattet. Und wenn all diese Ratschläge befolgt wurden, bleibt nur noch eines. Und das sollte in jedem Fall unbedingt und ohne wenn und aber eingehalten werden:

Der perfekte Blogartikel besteht aus 1000 1007 Wörtern!

46 Kommentare

  1. Krass! Das heisst nun also, solange ich einen tollen Titel habe, mit welchem ich alles verspreche, möglichst viele Untertitel – oder halt Subheadlines – in den Artikel unterbringe und noch ein paar Studenten anstelle zum was auch immer recherchieren, solange ich das einhalte, ist eigentlich scheissegal, was ich überhaupt schreibe!? Oder doch nicht?
    Aber cooler Artikel! Selber recherchiert?

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  2. Abgesehen davon, dass ich mal wieder lachend vor dem Computer saß, hast du völlig recht. am Ende soll alles darauf hinauslaufen, dass man von Google gefunden wird. Da wird der inhalt zweit- oder noch-weniger-rangig. Wenn man nicht für seinen Lebensunterhalt bloggt, kann man diese Regeln zum Glück vergessen.

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  3. Ich habe gerade sehr viel gelernt: Meinst du ich kann den absolut perfekten Blogartikel schreiben wenn ich nur noch Überschriften und Zwischenüberschriften – pardon ich meine natürlich Subheadlines – setze? Der Mist dazwischen ist demnach ja egal, oder was meinst du? Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich zum perfekten Blog coachst – deine Tipps sind so hilfreich! 😀

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  4. Danke – während ich noch dasaß und mich fragte, wie ich am besten meine Gedanken zu den ganzen Artikeln über den (das?) perfekte blog formuliere, ohne damit irgendwem auf die virtuellen Füße zu treten (was nur unnötige Streitereien nach sich ziehen könnte), gehst du das Thema mal eben so ganz geschickt mit einem Artikel über das (den?) perfekte(n) Blog an. Made my day 🙂

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    • Wobei es mir natürlich fern liegt, irgendjemandem auf die Füße zu treten. Schon gar nicht im Internet. Da wäre es schwer, die Wogen zu glätten, weil die Kommunikation zeitverzögert stattfindet.

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      • das ja, aber dafür ist es meist alles auch sehr kurzlebig (was vermutlich einer der Hintergründe für die zahlreichen how-to-blogartikel ist) – die Wogen glätten sich schon wieder von selbst – irgendwann und – bist du dir da ganz sicher, dass es dir wirklich so ganz fern liegt? 😉

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  5. Das war zum Mitschreiben jetzt alles ein bisschen zu schnell. Ich habe notiert: „…versprochene Fette links unbedingt zwischen Überschriften kugeln ..“
    Ich habe keine Ahnung, wie ich das jetzt in meinem Blog anwenden kann, aber wenn DAS DER heiße Tipp ist, dann muss es ja wirken.
    So einen Dampfbloque Entertainment Group-Kurs möchte ich auch noch besuchen, aber die 17 erscheinen mir ein bisschen zu hoch, bei nur einem Betreuer. Und die anonyme Vorstellungsrunde („Hallo, ich heiße M. und ich blogge!“ – „Hallo M! Das wird schon wieder!“) dauert ewig. Bitte die Gruppengröße und den Zulassungs-IQ-Test noch ein bisschen nach unten absenken. Danke!
    P.S.: Lernt man dann auch, ob durchgestrichene Wörter auch auf die 1000 angerechnet werden?
    P.P.S.: Jetzt muss ich „schreiben, denn es“ googeln … und vielleicht noch dieses „%“-Symbol. Schaut aus, wie ein Bleistift/Kugelschreiber, der zwischen 2 Fingern gehalten wird, also vermutlich das Geheimzeichen für Schreibwütige …

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    • Deine Notiz ist die korrekte Zusammenfassung des Beitrags und vermutlich auch aller Beiträge, die jemals veröffentlicht wurden. Das widerlegt die Theorie, dass ein Beitrag aus 1000 Wörtern bestehen muss. Für das Thema, das ich hier behandelt habe, hätten sieben Wörter – nämlich deine – gereicht. Ich muss noch viel lernen.

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      • Oh, ich verstumme gerade errötend ob deiner Worte…
        Ich nehme an das Verstummen ist laut und deutlich zu hören? Wenn nicht, schreibe ich gelegentlich einmal einen Blogartikel darüber mit 1000 Worten, nur für die SEO und dich 🙂 (Gedankennotiz: Im Prolog die „Stumme Dankesrede an den Dampfbloque gefolgt von eloquentem Schweigen“)

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  6. hab ich das jetzt richtig verstanden : der ideale Blog besteht aus sinnfreiem Text ,einer Headline und vielen Sub – Headlines ? Dann hab ich ja alles richtig gemacht .Ich bin stolz auf mich .
    schallendes Gelächter und viele grüße hinterlegt von der wolfskatze die sich jetzt hurtig davon schleicht .

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  7. Aaaaaahhhhhh…..!!!!! Ohrensausen! Kopfschmerzen! Head- und Deadlines! 1000 Wörter?

    Aber ich will doch nichts weiter, als unbehelligt die Welt mit meinen Gedankenauswüchsen und Alltagserlebnissen behelligen!

    Im Übrigen sind diese „So schreibst du den perfekten Blogartikel“ – Tipps auch an mir nicht spurlos vorüber gegangen – und jetzt hast du mein mühsam verworfenes Wissen endgültig zum Einsturz gebracht – Danke dafür! Ein Hoch auf die künstlerische Blog-Freiheit! ;D

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  8. Vielen Dank für diesen Artikel! Vielleicht schaffen Sie es, ihn als speed rhyme-ähnliches Stück einzusprechen? Natürlich mit zum Ende hin zunehmender Sprechgeschwindigkeit. Ein großer Text für die Menschlichkeit!
    Mit besten Grüßen
    Frau K.

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    • Ich hatte tatsächlich schon im vergangenen November daran gedacht, meine Texte als Audio anzubieten, habe das allerdings aus Gründen auf die lange Bank geschoben. Da ging es primär um das simple Lesen. Speed rhyme kommt wäre in einem weiteren Schritt vorgesehen gewesen. 😉

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  9. Hmmmm…was ist dann, wenn jemand Artikel schreibt, die 4028 Worte beinhalten? Falls einer so wahnsinnig wäre, was natürlich heutzutage unwahrscheinlich ist – HaHa.

    Wäre das dann4mal so perfekt wie der perfekte Artikel?

    Was wäre, wenn einer gar keine Zwischenüberschriften hat? Sondern Seitenüberschriften? Also quasi Pull Quotes – denn die stehen ja naturgemäß eher neben dem Text als mittendrin.

    Und wenn sich jetzt alle an die Tips halten und alle Blogartikel perfekt sind – woran messen wir das dann eigentlich?

    Ich finde, da besteht eindeutig noch Klärungsbedarf.

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  10. Lustig mal wieder, Dein Artikel.
    Ich find‘ ihn voll gut, mein Nachbar wahrscheinlich kacke. Das Auge des Betrachters eben, ist ja überall so!

    Schönen Gruß und als weidder…

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