BEZIEHUNGSKRAM: Überraschende Wendungen

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Es ist ein abgedroschener Spruch, den Paare von sich geben, um ihre symbiotische Verbundenheit zu verdeutlichen.

„Wir kennen uns in- und auswendig.“

Er schaut sie verschmitzt an, sie schaut schmachtend zurück. Aus irgendeinem Grund denke ich spontan an die Bahnfahrt und Geburtstagsfeier bei „Papa ante portas“. Man versteht sich blind.  Es macht mich immer etwas skeptisch, wenn Paare das Bedürfnis haben, ihre Glückseligkeit zu kommunizieren. Tom Cruise bei Oprah Winfrey. Alles top. Die Beziehung mit Katie Holmes ist mittlerweile Geschichte. War wohl doch nicht so top. Auf ewig verbunden…ach nein, doch nicht. Unüberwindbare Differenzen. Naja. Kann man nichts machen.

Irgendwie ist es auch nicht unbedingt so schlimm, wenn man nicht direkt alles von seinem Partner weiß. Das nähme vermutlich ein wenig den Zauber. Und so sehe ich mich in der verzauberten Situation, dass ich eine (nicht ganz so) neue (aber in der Form dann eben doch) Seite an der Frau, die in unserer Wohnung lebt, entdeckte. Mir war durchaus bekannt, dass sie gerne einmal etwas malt und dass sie diesbezüglich über ein gewisses Können verfügt, das mir beispielsweise abgeht. Wenn ich male, scheitere ich in unangenehmer Regelmäßigkeit, weil meine Fertigkeiten irgendwann nicht mehr ausreichen, um den Ansprüchen der Vorstellungskraft gerecht zu werden. Wenn ich nicht ohnehin bedingt durch meine Linkshändigkeit das bereits Gemalte mit meiner Handkante verwische. 13 Jahre lang hatte ich eine blaue linke Handkante.

Zu ihrem Glück ist die Frau, die in unserer Wohnung lebt, Rechtshänderin. Als Rechtshänder steht man unter dem Verdacht unkreativ zu sein, was niemand ausspricht, gemäß einer anderen These allerdings der logische Umkehrschluss sein muss. Linkshänder sollen schließlich kreativ sein. Das trifft bei mir nicht uneingeschränkt zu, denn malen kann ich nicht. Sie dafür umso mehr. Sie relativierte ihr Können oft mit dem Einwand, dass sie ja nur abmale und es daher ja kein richtiges Malen sei. Ich ließ sie gewähren, denn jeder Widerspruch meinerseits wäre ungültig gewesen.

Für einen kürzlich begangenen Geburtstag besorgten wir starkes Papier, das die Frau, die in unserer Wohnung lebt, in die Landkarte einer Insel verwandeln wollte. Das tat sie auch, was mich ein wenig verwunderte, denn manches Detail auf dieser Landkarte ging über bloßes Abmalen hinaus.

„Ach, das ist doch nicht so schwer. Das kann doch jeder.“

„Ich kann es nicht.“

„Ja…du. Aber ansonsten…“

Düsseldorf beherbergt den sogenannten „Creativ Discount“, dessen Schreibweise von gehöriger Kreativität zeugt, wird das englische Pendant zu „kreativ“ doch eigentlich „creative“ geschrieben. Aber was weiß ich schon? Ich habe nur Germanistik studiert. Wir besuchen diesen Laden regelmäßig, weil er eine schier unendliche Auswahl an Dingen anbietet, die man zu jedem erdenklichen Anlass benötigen könnte. Unter anderem Papier. Ich ging lange davon aus, dass Papier eine feste Größe sei. Dass Papier immer Papier sei, wenn man von verschiedenen Formaten mal absieht. Aber nein! Es gibt Papier und Papier. Das eine ist besser als das andere und darüber hinaus für andere Zwecke geeignet.

Und so kauften wir neulich „Papier“, das die Frau, die in unserer Wohnung lebt, nach einem langen Auswahlverfahren auserkoren hatte, um mit dessen Hilfe zuhause ein wenig „abzumalen“.

Sie malte im Anschluss daran diverse Cartoons, die ich zum Anlass nahm, jedem meine Überraschung darüber mitzuteilen, dass man fünf Jahre zusammenlebt, um erst jetzt von dem Maltalent der Frau, die in unserer Wohnung lebt, zu erfahren.

Das schuf eine neue Kategorie. Der Montag erscheint mir subjektiv als ein Tag, an dem am wenigsten gelesen wird. Also entspreche ich dem impliziten Wunsch meiner Leser und biete ihnen etwas zum Gucken an. Von nun an wird an jedem Montag ein Werk der Frau, die in unserer Wohnung lebt, veröffentlicht. Heute werden es drei, weil es einfach so sein muss. Nehmt die Quersumme aus dem heutigen Datum, teilt es durch die Anzahl der Wochentage…selbsterklärend.

Vielleicht muss es so sein, dass man sich nach längerer Zeit noch nicht bis ins letzte Detail kennt. Ich wusste, dass sie malen kann, aber nicht, dass sie mal eben mit ein paar Strichen und etwas Farbe etwas aus ihrem Handgelenk schütteln kann, was mehr als vorzeigbar ist. Weil sie zu bescheiden ist und sich keinen eigenen Blog einrichten würde, bekommt sie ihre eigene Kategorie (womit sie sich auch erst noch anfreunden muss). Für die Schublade sind die Bilder nämlich viel zu schade.

Nochmal in kurz: +++ Frau, die in unserer Wohnung lebt, malt +++ recht gut +++ deshalb neue Kategorie +++ jeden Montag: neues Bild +++ ich mach Foto davon +++ ihr müsst nur auf „gefällt mir“ drücken +++

PS: Die dunklen Flecken/Schatten auf den Bildern sind übrigens meinen schlechten Fotografiekünsten geschuldet. Das kann ich also auch nicht so gut.


potatoes


tomatoes


alligators


Für jedes Hobby braucht man einen Ausgleich. Deshalb hat die Frau, die in unserer Wohnung lebt, angefangen, Menschen beruflich auf die Fehler in deren Texten hinzuweisen. Die finden das gut. Die geben ihr sogar Geld dafür und freuen sich, dass sie einwandfreie Texte veröffentlichen können. Wenn auch ihr euren Roman, Artikel oder Einkaufszettel polieren lassen wollt, dann schaut gerne auf Text und Tinte – Lektorat | Korrektorat vorbei.

Allein für diesen Namen sollte man ihr schon Geld geben.

7 Kommentare

  1. Ja. Wirklich tolle Bilder von Deiner Lebensgefährtin. Sie erfreuen das Auge. Es ist gut, wenn man sich ergänzt und nicht nur nebeneinander her lebt. Und sich so wirklich kennen? Das tut man erst in den (hoffentlich niemals kommenden) schlechteren Zeiten

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