Es wird Winter. „Na endlich!“, schallt es aus diversen Kehlen. Denn vor einer Woche noch war es der ungewöhnlich wärmste November seit immer eigentlich. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist ja auch so eine hohle Phrase geworden. Was eigentlich darauf abzielt, die übelst krasseste Heftigkeit der verkündeten Ungewöhnlichkeit zu betonen, bedeutet eigentlich nur: „Kann sein, dass es vorher schonmal übler war. Wissen wir aber nicht, weil so lange wird noch nicht aufgezeichnet.“
Aus den selben Kehlen, die sich über den „Wintereinbruch“ freuen, tönt es dann einige Tage später: „Um Gottes Willen! Ist das kalt! So ein Chaos!“.
(Zu diesem Phänomen bin ich bereits ein- oder zweimal aktiv geworden.)
Ich bin irgendwo dazwischen.
Kälte ist fürs Laufen eine feine Sache, weil ich das Gefühl habe, körperlich noch etwas länger in der Wohlfühlphase zu sein. Irgendwann wird’s ätzend und danach wieder gut. Rein mechanisch ist Kälte aber ein Teufel, wenn nicht sogar der Teufel. Wobei Kälte allein noch wenig verursachen kann. Wasser und Kälte sind richtige Schweine, weshalb man festhalten kann, dass Wasser und Kälte in Kombination miteinander wohl Inbegriff des Teuflischen sind. Wer hätte das gedacht, wo doch alle immer vom Höllenfeuer reden?
Neulich habe ich mich gleich zu Beginn meines Laufes am Morgen fast formvollendet auf den Bart gelegt. Ich bin eigentlich kein ausgemachter Frühaufsteher, weil es bis jetzt noch nicht wirklich nötig war. Da sich das aber im kommenden halben Jahr ändern wird (Masterabschluss), kann es nicht schaden, den Tag mit einem frühen Lauf zu beginnen. Das Wetter hielt es in diesem Fall allerdings für sinnvoll, über Nacht die Temperaturen sinken zu lassen und als ich dann eine Brücke überqueren wollte, um auf die andere Straßenseite und schließlich zum Südpark zu gelangen, führte ich beim ersten Schritt auf dem gewöhnungsbedürftigen Untergrund der Brücke einen schwungvollen, eselsgleichen Tritt nach hinten aus. Hätte jemand hinter mir gestanden, er hätte sich wohl im Geäst eines der benachbarten Bäume wiedergefunden. Von diesen umschnallbaren Spikes für Schuhe halte ich ungetestet relativ wenig, weil meine Füße ohnehin schon nicht die besten Haltungsnoten verdienen. Außerdem fühle mich manchmal schon ohne zusätzliche Sohle, als würde ich auf Eiern laufen.
Nach dem Schock der gerade noch vermiedenen Bauchlandung und der souveränen Überquerung der Brücke in Trippelschritten konnte es weitergehen.
An dieser Stelle danke ich der Stadt Düsseldorf, dass sie mittlerweile auf der Brücke gestreut hat. Mein Dank wird sie alledings nicht interessieren. Sie liest den Dampfbloque nicht. Denn Städte können nicht lesen.
Aktuell laufe ich immer dieselbe Strecke, um einschätzen zu können, ob sich an bestimmten Stellen leistungstechnisch etwas verbessert. Als Freund des Intervalltrainings sagt mir die Strecke besonders zu, weil nach etwa 5,5 Kilometern ein Anstieg kommt, den ich im Moment allerdings nur im Schneckentempo hinter mich bringen kann. Wenn ich den wieder im Vollsprint überwinde, weiß ich, dass die Form wieder stimmt. Denn so war es vor ca. einem halben Jahr noch. Selbiges bei der oben erwähnten Brücke, die ich auf dem Rückweg noch einmal überquere. Wobei Vollsprint auch übertrieben ist. 18,9 km/h sind nicht gerade die Krönung. Unter Wettkampfbedingungen der Düsseldorfer Hobbyliga West habe ich gelegentlich die 30 km/h geknackt. Übrigens: Weil ich gelegentlichen Formschwankungen unterliege und darüber hinaus auch erst seit knapp zwei Jahren im Vollbesitz meiner Sehkraft bin, steht da oben bloß „Hobbyliga“ und nicht „Bundesliga. Vielleicht gibt es da noch ein bis zwei andere Gründe, aber die sind unerheblich. Stichwort: Talent.
Am Gipfel des Berges angekommen musste ich kurz gehen und sah mich mit dem nächsten Problem konfrontiert: Wildgänse, die den Weg abwärts belagerten. Davon ausgehend, dass die Viecher vor einem neongelben Irgendwas, das mit den Armen wedelt, reißaus nehmen würden, bin ich wieder losgelaufen. Was soll man sagen? Anschließenden Recherchen zufolge sehen Gänse in der Dämmerung schlechter als Menschen, weshalb ich einige dämliche Blicke erntete, aber keine der etwa 20 Gänse Anstalten machte, mir aus dem Weg zu gehen. Um nicht eine Massenkarambolage zu verursachen und auch um mit vor wütenden Schnäbeln zu schützen, bin ich auf die Grünfläche ausgewichen. Das ist nichts Neues. Menschen weichen auch nicht aus, wenn man ihnen entgegenkommt. Neu war allerdings, dass das Gras etwa kniehoch war und sich dort versteckt ein dicker Ast niedergelegt hatte, um sich auszuruhen. Ich habe ihn geweckt und er hätte mich aus Rache beinahe zu sich auf die Erde geholt. Irgendwie habe ich noch gefangen, aber ich würde das gern nochmal in Zeitlupe und mit musikalischer Untermalung sehen. Beim Blick zurück konnte ich dann freudigerweise erkennen, dass die Gänse mittlerweile doch auf den Rasen ausgewichen waren.
Ich habe keine Ahnung, wie ich das für folgende Läufe nutzen könnte, aber es scheint wohl so zu sein, dass Gänse auf jeden Fall ausweichen, wenn man über einen im Gras versteckten Ast stolpert.
Vielleicht renne ich nächstes mal doch einfach durch die Gänse. Ist ja auch bald Weihnachten.
Die Werte:
– Hier geht’s zum zweiten Teil! – Hier geht’s zum vierten Teil! –
👍🏃 LG von gartenkuss 💃
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ha ha ha ich bin also nicht die einzige die übern eigenen schatten stolpert 🙂 jetzt geh noch mit 2 hunden an 8 meter laufleinen laufen – das nenn ich arm und kooridantionstraining 🙂
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Ich glaub jetzt muss ich auch mal wieder laufen gehen. Abends sieht man so wenig, da entgehen einem ja die spannendsten. Begegnungen.. Vg Joana
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Könntest Du mal umschreiben, wie man sich fast formvollendet auf den Bart legt … ich liebe diese Bezeichnung! 🙂
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Das Landemanöver hat gefehlt. Ansonsten sah es wie eine perfekte Bauchlandung aus. 🙂
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*kringel vor Lachen*
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