Der Nikolaus bringt hässliche Kürbisse II

Kontext:

Einkaufen am Tag vor Nikolaus zusammen mit der Frau, die in unserer Wohnung lebt, die genau wie ich noch keinen Inhalt für meinen Nikolausstiefel hat.

Das ging ja schnell! Dann lies mal weiter. 

Wenig später trennen sich unsere Wege und wir besorgen die Füllung der Nikolausstiefel für den jeweils anderen. Der Laden ist groß genug, um sich nicht andauernd über den Weg zu laufen. Trotzdem bleibe ich an jedem Gang stehen, lünkere kurz hinein und renne samt Einkaufswagen eine Regalreihe weiter. Das wiederhole ich, bis ich wieder beim Obststand angekommen bin. Ich stelle mich zu den Papayas und schaue konzentriert auf die Früchte, während ich in Wirklichkeit eine Frau dabei beobachte, wie sie sich eine qualitativ hochwertige Papaya aussucht. Ich erkenne in ihrem Verhalten kein Muster. Also nehme ich eine Frucht, wende sie in meinen Händen und halte sie gegen das Licht. Spätestens jetzt halten mich alle Umstehenden für einen absoluten Kenner und ich schreite von dannen.
Ein paar Meter weiter lege ich noch eine Pomelo in den Einkaufswagen. Das ist eine Mischung aus Zitrone, Grapefruit, Kokosnuss und Kuckucksei. Eine äußerlich sehr harte, bittere Zitrusfrucht und niemand weiß genau, was es überhaupt ist. Wie beim Kuckucksei. Essen tut man sie trotzdem. Die Pomelo. Warum? Weil.
Neben einem Knisterschokoladen-Weihnachtsmann (eine Sache, die ich über Jahre hinweg behalten, aber noch NIE irgendwo gesehen habe; auch vorher nicht) kaufe ich noch diversen Kleinkram ein. Der Knisterschokoladen-Weihnachtsmann (oder -Nikolaus…ja, was eigentlich?!) hätte mich übrigens fast um den Einkaufswagenchip und den Einkaufswagen samt Inhalt gebracht. Ich hatte die Karre so abgestellt, dass die Frau, die in unserer Wohnung lebt, sie nicht auf Anhieb im Gang entdecken konnte. Ich war es dann, der geschlagene acht Minuten seinen Einkaufswagen gesucht hat.

Als wir uns am Auto wiedertreffen, stelle ich mit großer Panik fest, dass meine Einkaufstasche deutlich leichter als ihre ist und sich im Bauch der meinigen eindeutig die Form einer hässlichen Kürbisfrucht abzeichnet. Ich presse meine Tasche in die hinterste Ecke unseres Kofferraums. Das ist im Grunde der gesamte Kofferraum, der nunmal sehr klein ist.
Auf der Rückfahrt passiert wenig. Außer vielleicht, dass mir in den vergangenen Tagen ein muffiger Geruch im Innenraum aufgefallen ist. Ich habe schon häufiger unter den Sitzen nachgesehen, ob sich dort vielleicht eine Igelfamilie zum Überwintern eingenistet hat. Der Verdacht erhärtet sich nicht.
Außerdem erzählt mir die Frau, die in unserer Wohnung lebt, dass die gerade bei Real einen Nikolaus bzw. Weihnachtsmann aus Knisterschokolade hatten. Ich tue überrascht und verkrampfe. Sie auch, weil ich in geistiger Abwesenheit und körperlicher Verkrampftheit mit durchgetretenem Gaspedal über einen Drempel gefahren bin. Wir kommen trotzdem wohlbehalten zuhause an und der Knisterschokoladen-Weihnachtsmann oder -Nikolaus (das lässt mich nicht los!) ist vergessen.

Zu vorgerückter Stunde stelle ich beim Befüllen des Nikolausstiefels – einem äußerst unfestlichen Stoffbeutel – fest, dass ich zwar sehr wohl die Papaya, nicht aber die Pomelo darin versteckt bekomme. Also lege ich die Pomelo einfach aufs Sofa und hoffe, dass die Katze in der Nacht nicht auf die sagenhafte Idee kommt, die Plastikverpackung zu fressen. Sie reißt sich zusammen.

Nach der tränenreichen Bescherung am Morgen – seit Pistazien ein gutes Stück teurer geworden sind, haben wir keine mehr gekauft; der Nikolaus hat mir welche gebracht, da darf ich schonmal gerührt sein – sitzt die Frau, die in unserer Wohnung lebt, an ihrem Laptop und arbeitet. Ihr Knisterschokoladen-Nikolaus oder Weihnachtsmann steht neben ihr auf dem Tisch. Er hat schon längst keinen Kopf mehr und weil gutes Wetter ist, steht er in der Sonne, die bedingt durch unsere perfekte Südlage in die Wohnung flutet. Das veranlasst sie zu folgendem affektiven Ausruf:

„DER NIKOLAUS!“

„Tatsache! Das ist ein Nikolaus.“

Erfreut darüber, dass wir die Identität endlich geklärt haben, widmen wir uns der Papaya und erleben, wie Ostern, Halloween und Nikolaus auf einen Tag fallen:

Das Universum hat mich an der Obsttheke offensichtlich den Nabel der Welt kaufen lassen. Nicht nur, dass heute Nikolaus ist und wir einen für Halloween typischen Kürbis in den Händen halten. Nein, im Inneren scheint vor einiger Zeit ein Hase gelebt zu haben. Das deute ich zumindest so, weil da hasenköttelähnliche Hasenköttel in der Frucht liegen. Der Hase ist nicht mehr da. Vielleicht tot. Deshalb kommt der Osterhase nicht mehr! Er war in einem hässlichen Kürbis gefangen und ist dort wohl auch gestorben. Das erklärt den Hohlraum, der zwar wenig hasenförmig ist, aber wer bin ich schon, das Aussehen des Osterhasen zu beurteilen?

Hauptsache es schmeckt ihr. Aber ich mag keinen Kürbis. Erst recht nicht zur Weihnachtszeit.

Hier geht’s zum ersten Teil!

4 Kommentare

  1. und dann muss man auch noch aufpassen, dass der Hohlraum nicht allzu gross ist (Hasen passen da meistens nicht rein), weil man dann ja eigentlich Luft bezahlt – da ist ja nix ausser Luft, oder Haenköttel –

    Gefällt 1 Person

  2. Der Nikolaus kam dieses Jahr bei mir nicht. Hab zwar meinen Stiefel rausgestellt, aber es war dann nix drin. Ev. ist ja auch der Nikolaus gestorben?
    Hab mir dann selber einen gekauft, und trau ihn mir nach wie vor nicht essen, weil ich befürchte, dass der razzfazz weg wäre, und meine Waage am anderen morgen zuschlägt.
    Pomelo würde ich ja eigentlich essen, aber seit ich festgestellt habe, dass die in aller Regel quer durch die ganze Welt geflogen werden, nämlich von China bis zu uns, schmecken sie mir nicht mehr.

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s