Das Geheimnis guten Urlaubs – Geologie und Geschichte

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Vorgeschichte:

Die Frau, die in unserer Wohnung lebt, und ich befinden uns in einem eifelhaften Urlaub. Für dieses Wortspiel dürft ihr mich gern in den Kommentaren züchtigen. Ebenfalls dürft ihr mich dafür bestrafen, dass ich diesen Satz in einer verdächtig ähnlichen Form bereits gestern zum Besten gab. Darauf kann ich allerdings keine Rücksicht nehmen. Nicht im Urlaub!

Alle Fotos entstammen übrigens dem Auge und der Linse der Frau, die in unserer Wohnung lebt.

Als wir nach einer ersten sehr langen Nacht unter den tonnenschweren aber unfassbar gemütlichen Bettdecken erwachen, gilt mein erster Blick dem Ofen, der mittlerweile wieder aus ist. Ich werde Unmengen an Anzündwürfeln verbraten, bis ein Feuer entsteht, in dem man dann allerdings den Erdkern schmelzen könnte, der kurioserweise unfassbar heiß, gleichzeitig durch den hohen Druck aber fest ist. Wie dem auch sei: Mein Feuer hätte ihn trotz des hohen Drucks schmelzen können. Dazu hätte ich das Feuer allerdings irgendwie zum Erdkern bringen müssen.

Während ich also im Ofen ein Höllenfeuer entfache, frühstücken wir und planen den heutigen Ausflug. Wir wollen unterwegs sein. Zuhause tut man es ja doch nicht. Hier möchten wir so viele Orte wie möglich sehen, was weniger mit dem Abklappern von Sehenswürdigkeiten zu tun hat, sondern vielmehr einem Aufsaugen der Umgebung gleichkommt. Klingt esoterisch, ist es möglicherweise auch.

Die Wahl fällt auf ein Gebiet, das wir erwandern wollen, innerhalb dessen diverse geologische und prähistorische Sehenswürdigkeiten zu erforschen sein sollen. Dass diese durch Menschenhand teilweise kaum mehr zu erkennen sind, wissen wir zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Wir fahren zu einem Parkplatz, der einem Wildpark angehört, parken dort und fühlen uns verloren. Hier gibt es keine Landkarte, lediglich ein kleines Kassenhäuschen. Als ich mich nähere, öffnet eine ängstliche Frau das Schiebefenster einen Spalt, durch den sie mir auf die Nachfrage, ob es denn eine Karte mit Wanderrouten gibt, eine handgezeichnete Landkarte herausreicht. Nach etwa zehn Minuten halten wir die Karte korrekt und wir erhalten zumindest eine Idee, wo hier ein Weg beginnen könnte. Wir nehmen ihn und sind hocherfreut, dass wir sehr schnell keinen einzigen Menschen mehr sehen.

Nach etwa einer Dreiviertelstunde erreichen wir einen geologischen Aufschluss mit nebenliegendem „Felsenacker“, diversen Gesteinsarten vulkanischen Ursprungs. Ein geologischer Aufschluss ist im Grunde ein kaputter Berghang, img_2326_01eine Verletzung des Berges, anhand derer man Gesteinsschichten und Ablagerungen erkennen kann. Die Schichten erkennen wir, der Felsenacker ist durch die massive Bearbeitung von Menschen, die vor uns hierherkamen, mehr oder weniger zu einem großen Schutthaufen geworden. Von den drei Schautafeln, die das Sichtbare erklären sollen, existieren nur noch zwei. Da wir uns hier am Rand eines großen Vulkankraters befinden, können wir uns die einzelnen Schichten allerdings ganz gut selbst herleiten.

Der Blick in den Krater, den man als solchen ob seines Ausmaßes nicht auf Anhieb identifiziert, ist ernüchternd: An die tiefsten Stelle hat man ein Industriegebiet geklatscht. Ganz abgesehen davon, dass man dadurch die Landschaft verschandelt, wird hieran deutlich, wie kurzsichtig Menschen handeln. Denn unter geologischen Gesichtspunkten ist die Eifel zwar aktuell ruhig aber keinesfalls inaktiv. Wenn also dieser Vulkan eines fernen Tages wieder hochgehen wird, war es das mit der Industrie, die man dann in vielen kleinen Einzelteilen vielleicht sogar in Skandinavien wiederfinden wird. Dort fand man nämlich Zeugen von Eruptionen zentraleuropäischer Vulkane. Also keine Menschen. Steine, die man einem Ausbruch zuordnen konnte.

In solchen Momenten denke ich oft an eine Regel, die uns ein Geologieprofessor eintrichterte:

Es gibt keine Naturkatastrophen, denn diese Ereignisse sind Teil der Natur.

Das Problem der Menschheit ist allerdings, dass sie trotzdem dort siedelt, wo es gefährlich werden kann. Seien es Berghänge, die nicht unbedingt stabil sind, seien es Depressionsgebiete unterhalb des Meeresspiegels (Teile der Niederlande), am Fuße eines Vulkans (Pompeii oder heute Neapel, das bei einem Ausbruch des Vesuv Geschichte wäre) oder eben besagtes Industriegebiet Gerolstein-Bewingen, dessen Klänge uns nun eine weitere Stunde begleiten werden, da uns unser Weg bis an einige hundert Meter an dieses heranführt.

Nach einiger Zeit wird der Weg schmaler, führt durch einen Wald und eröffnet irgendwann den Blick auf eine Senke namens „Papenkaule“, durch die vor etwa 10.000 Jahren mal ein Lavastrom ins Tal floss. Dass man die Spuren dessen heute recht deutlich sehen kann, zeigt, wie unerheblich unser Dasein ist. Vor 10.000 Jahren lebte hier niemand. Angenommen, dieser Vulkan bräche erneut aus, würden hier erstmal wieder keine Menschen mehr leben. Ich bilde mir ein, dass meine Füße sehr warm sind, und dränge die Frau, die in unserer Wohnung lebt, zum Weitergehen.

img_2440_01An einer anderen Stelle weiter oben finden wir eine weitere Senke. Unterhalb dieser befand sich mal eine Magmakammer und vieles deutete auf einen Ausbruch hin. Aus irgendwelchen Gründen suchte sich das Magma dann einen Ausgang weiter unten im Tal. Die Kammer entleerte sich, der Boden darüber sackte logischerweise ab und das Ergebnis ist eine Senke. Heute können wir diese Senke durchqueren, vor einigen tausend Jahren war daran nicht zu denken. Hier finden wir einige Spuren frühmenschlichen Ursprungs. Etwa Autoreifen, Taschentücher und Dosen. Es nimmt einer Landschaft unverzüglich den Zauber, wenn man sich vorstellt, dass hier jemand mit dem Vorsatz hinfuhr, seine alten Autoreifen zu entsorgen. Jahrtausendelang ließ man die Landschaft, die in einem langsamen Prozess entstand, in Frieden. Weniger als hundert Jahre reichen dem Menschen, um seine unübersehbaren Spuren zu hinterlassen.

Vielleicht ist es aber auch unsere Perspektive, die uns die wahre Bedeutung von Müll am Wegesrand verschleiert. Was werden wohl Menschen in einigen Jahrhunderten denken, die alte Industrieruinen in einer gigantischen vulkanischen Senke entdecken werden? Was werden sie denken, wenn sie weiter oben auf dem Berg in einer weiteren Senke verwitterte Autoreifen finden werden? img_2480_01Werden sie es als Relikt einer interessanten, mystischen Vergangenheit werten? So wie wir, als wir weitergehen und auf die Grundmauern einer römischen Tempelanlage stoßen, die vor ewigen Zeit dort zu Ehren einiger Götter errichtet wurde? Hat man ihn damals als Schandfleck in der ansonsten unberührten Natur gesehen?

Und dann war da noch diese Höhle, in der man vor einigen Jahren menschliche und tierische Überreste sowie Spuren altsteinzeitlichen Lebens fand. Als wir sie besichtigten, sollten wir schnell merken, dass sie auch heute noch alles andere als unbewohnt ist…


Bevor hier jemand das Schimpfen anfängt, weil ich diesen unerträglich Cliffhanger einbaute: Ich selbst bin mindestens so gespannt wie ihr!

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